Donnerstag, 15. Januar 2009

Dämmung von Musikräumen

Eine häufig gestellte Frage von Musikern ist, wie man einen Probenraum effektiv gegen Lärm und unangenehmen Störschall dämmen kann. Bei dieser Fragestellung müssen zwei Dinge unterschieden werden:

Einmal geht es hierbei um die Schalldämmung im Sinne eine Lärmreduktion von Innen nach Aussen zum Schutz der Nachbarn, oder auch umgekehrt von Außen nach Innen zum Schutz gegen unerwünschten Störschall bei Tonaufnahmen. Im Vordergrund steht dabei in erster Linie die möglichst weitgehende Schallelimination.

Zum anderen besteht die Forderung nach der Dämpfung von Reflexionen mit dem Ziel der Klangverbesserung im Innenraum, um z.B. die Aufnahmequalität oder die Sprachverständlichkeit zu steigern. Hierbei geht es dagegen um die Schaffung eines ausgewogenen Klangbildes bei möglichst gutem Erhalt des Schalls im Innenbereich!

Dies sind also zwei vollkommen unterschiedliche Forderungen.

Die gewünschte Reflexionsdämpfung erreicht man durch den geschickten und moderaten Einsatz von Absorbern sowie Weichschaummatten in Pyramidenform und in sehr begrenzter Weise auch mit den typischen Eierkartons. Dies betrifft aber lediglich die höheren Frequenzen. Speziell Schaumstoffe wirken erst ab Frequenzen um etwa 1-2kHz. Diese stellen aber bezüglich der Nachbarn kein Problem dar, da sie das Mauerwerk nicht durchdringen, daher sind Schaummatten für Schallisolation untauglich. Die störenden Bässe hingegen, die man sehr wohl außerhalb der eigenen Räume wahrnimmt, werden nur von speziellen Breitbandabsorbern reduziert und dies auch nicht vollständig. Derartige Absorber haben somit auch nur die Aufgabe, im Innenraum für ausgewogenen Klang zu sorgen. Weitergehende Maßnahmen sind diesbezüglich Diffusoren, die den Schall unspezifisch Reflektieren, statt ihn zu vernichten.

Schaumstoffe, Teppiche oder Vorhänge haben keine echte Wirkung auf die Dämmung nach aussen!

Die einzige Möglichkeit, Schall effektiv daran zu hindern, das Mauerwerk zu durchdringen und den Raum zu verlassen, ist sehr dick und schwer zu bauen- bzw. mit zusätzlichen Zwischenwänden zu arbeiten. Je dicker das Mauerwerk, oder sonstige Innenausbauten gestaltet sind, desto undurchdringlicher werden sie für Schallschwingungen, da die Masse erst in Bewegung gesetzt werden muss, bevor diese dann ihrerseits die Luft auf der anderen Seite anregen kann. Maßgeblich ist hier das sogenannte Flächengewicht des Materials: Auch vergleichsweise starker Schalldruck bewegt eine schwere und dicke Wand nur minimal, sodas auch die Lauft dahinter nur geringfügig angeregt wird. Leider lässt sich bautechnisch hier im Nachhinein kaum etwas ändern!

Einen vorhandenen Raum nachträglich zu dämmen bedeutet daher, eine zusätzliche Wand einzuziehen und die beiden entstehenden Lufträume komplett zu trennen. Um einen eigenen abgeschirmten Bereich zu schaffen muss eine komplett dichte Innenschale eingefügt werden. Beispielsweise kann man durch typischen Trockenausbau eine Art Grundgerüst aus Holzlatten oder Aluminiumprofilen aufstellen, welche ihrerseits Spanplatten oder Gipskartonplatten tragen. Die Profile sollten vom Boden entkoppelt werden und die verkleidenden Platten die Außenwand logischerweise nicht berühren. Selbstredend braucht man dann eine zusätzliche Tür sowie gfs Fenster im Bereich des ursprünglichen Fensters. Diese sollten möglichst gut schließen- im Idealfall praktisch luftdicht! Am Besten setzt man alte und neue Türen bzw. Fester optisch direkt gegeneinander und fügt etwas Schaumstoff zwischen die Rahmen ein. Die Belüftung, die man in kleinen kompakten Schalenräumen, welche nicht den gesamten Raum erfüllen, meist vorfindet, ist nicht notwendig: Das Raumvolumen ist ja entsprechend größer und in den Pausen wird einfach durch 2 Fenster hindurch gelüftet. Die Beleuchtung muss natürlich in den Innenraum weitergezogen werden, genauso wie elektrische Anschlüsse.

Der gesamte Schallschutzeffekt wirkt dabei auf zwei Arten: Erstens existieren nun zwei Wände, durch die der Schall hindurch muss und zweitens komme es aufgrund von zeitlich verzögerten Wellenreflexionen an den beiden räumlich versetzen Wänden auch zu Überlagerungen und Auslöschungen derselben. Außerdem wird der Zwischenraum teilweise mit Dämmmaterial gefüllt, um die darin enthaltene Luft zu beruhigen. Nur diese Maßnahme des sogenannten "Raum im Raum"- Prinzips allein, kann gegen Störschall in beide Richtungen wirklich wirksam helfen.

Die Innenseite einer solchen Konstruktion hört sich natürlich wieder so an, wie ein leerer Raum: Es peitscht und knallt bei jedem Geräusch und zusätzlich schwingt der Raum gemäß seiner Eigenfrequenzen mit. Die Wände müssen daher gemäss der Forderung nach einem gleichmäßig klingenden Raum durch geeignete Dämmmaßnahmen beruhigt werden.

Der Knackpunkt ist also das Doppelraumsystem: Vereinfacht könnte man sagen, dass Mauerdicke und Doppelraumsystem gegen die Schallquantität wirken, während Dämmstoffe auf oder vor der Wand die Schallqualität definieren.

Von Seiten professioneller Hersteller gibt es inzwischen ein Palette an Lösungen für mobile Raum-in-Raum-Konzepte: Mehr oder weniger große Boxen und Kabinen lassen sich nachträglich in Studios und Probenräumen aufstellen und bei Bedarf wieder demontieren.quelle:studio96.de


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